Ein Garten ohne Unkraut

Unkraut ist Definitionssache, ein „Kraut“ wird nämlich erst zu „Un“-Kraut, wenn ein Mensch es so nennt. Anders ausgedrückt: Unkraut ist eigentlich eine Erfindung von Landwirten und Bauunternehmen, die alle Pflanzen als „Unkraut“ bezeichnen, die sie bei der Nutzung einer Fläche stören.

Diese Definition haben die Gärtner übernommen, sie ist jedoch keinesfalls zwingend: Niemand hindert Sie daran, Ihren Garten naturnah zu gestalten, mit Bodendeckern, die die Unkrautvernichtung weitgehend überflüssig machen, sie lassen nämlich kaum noch unerwünschten Bewuchs durch. Außerdem leben in einem naturnahen Garten Unmengen von Kleinstorganismen, die sich gerne vom Unkraut ernähren. Wenn Sie ihnen etwas übrig lassen – mit vielen Unkräutern können nämlich auch Sie Ihren Speisezettel nutz- und geschmacksbringend bereichern. Was übrig bleibt, können Sie dann noch zur Herstellung von Dünger nutzen. 

Trotzdem ist es manchmal nötig oder gewünscht einige unerwünschte Pflanzen zu entfernen

Unkrautvernichter Essig  -> nicht gestattet

Essig kann Pflanzen den Garaus machen, das stimmt. Aber leider nicht nur Unkraut, sondern allen Pflanzen. So funktioniert die Unkrautvernichtung mit Essig:

  • Essig bringt das Unkraut zum Absterben, wenn es bei Aufnahme von Wasser in die Blattadern gelangt
  • Die Säure dringt durch die Zellmembranen in die Pflanze und schädigt sie

Ein wenig Essig im Wasser reicht dazu jedoch nicht. Ganz im Gegenteil, der sorgt für weiches Wasser, das viele Pflanzen mögen. Zur Unkrautvernichtung ist eine hohe Konzentration von Essigsäure erforderlich.

Diese Konzentration darf jedoch nur in einigen eng beschränkten Fällen wirklich zur Unkrautvernichtung im Garten ausgebracht werden. Essig als Unkrautvernichter einzusetzen, ist durchaus nicht immer und überall erlaubt.

Wenn Sie Essig gegen Unkraut einsetzen, gilt es als Pflanzenschutzmittel und muss sich nach dem Pflanzenschutzgesetz richten. Das Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis Teil 7 gilt für den Haus- und Kleingartenbereich. Es zählt die dort zugelassenen Pflanzenschutzmittel auf und es geregelt, wann Sie Essigsäure einsetzen dürfen:

  • Maximal  2x im Jahr
  • 100 mm pro m² und pro 1 oder 2l Wasser

Das Gesagte gilt nur für die käuflichen Unkrautvernichter mit Essigsäure, die die Säure in einer genau definierten Konzentration enthalten. Wenn Sie selber mischen, verwenden Sie ein staatlich nicht geprüftes Pflanzenschutzmittel, was wieder Geldbußen nach sich zieht.  Diese können heute auch schnell ausgesprochen werden. Essig im Grundwasser gefährdet die Umwelt und unsere Wasserversorgung.

Es gibt noch ein Argument, lieber darauf zu verzichten, Essig in den Garten zu schütten: Essig unterscheidet nicht, ob er gegen Unkraut oder eine sorgfältig angepflanzte Pflanze eingesetzt wird und vernichtet im Zweifel beide, und den Boden gleich mit. Wenn Sie z.B. Essig gegen Moos auf dem Rasen einsetzen, müssten Sie tröpfchenweise arbeiten und zwischendurch dauernd den pH-Wert ermitteln, damit die Gräser nicht gleich mit eingehen …

Unkrautvernichter Salz -> verboten

Auch mit Salz können Sie Pflanzen zum Absterben bringen, was ein wenig anders funktioniert wie bei Essig:

  • die halbdurchlässigen Pflanzenzellen saugen eine Salzlösung wie Wasser auf
  • jede Zelle will im Wasser gelöste Stoffe in gleicher Konzentration wie das umliegende Gewebe enthalten
  • um diesen ausgewogenen Zustand zu erreichen, muss die Zelle den Salzgehalt erhöhen. Um dies zu erreichen, muss sie Wasser ausstoßen. Die Zellen der Pflanze schrumpfen, die Pflanze geht ein

Salz ist jedoch auf keinen Fall ein geeigneter Unkrautvernichter, es ist ganz im Gegenteil unter Androhung hoher Geldbußen (bis zu EUR 50.000,00) verboten, im Haus und Kleingarten Salz auszubringen. Und dies aus gutem Grund:

Salz in der Erde verändert den pH-Wert des Bodens und die Bodenstruktur, führt zu Verschlämmung und Verdichtung, wenn genug Salz ausgebracht wird, wird das Grundwasser gefährdet, und die Pflanzen im Umfeld werden auch gleich mit eingehen.

Was das Salz im Boden anrichtet, können Sie an den Straßenbäumen gut befahrener Hauptverkehrsstraßen sehen: Das Streusalz verändert hier den PH-Wert des Bodens soweit, dass viele Straßenbäume ernste Probleme bekommen und an solchen Standorten häufig eingehen. Aus diesem Grund ist im privaten Bereich der Einsatz von Streusalz verboten, und die Verwendung von Salz als Unkrautvernichter natürlich erst recht.

Hausmittel gegen unerwünschte Pflanzen im Beet

Da ein Garten jedoch dadurch zum „Garten“ wird, dass eine Naturfläche vom Menschen gestaltet wird, wird sich ein Gärtner immer mit Pflanzen herumzuschlagen haben, die an Stellen wachsen, wo er sie nicht haben möchte. Auch im Naturgarten, sonst wäre es kein Garten, sondern Wildnis – selbst die momentan gerade immer beliebter werdenden Wild-Gärten lassen eine „kontrollierte Wildnis“ entstehen.

Ein Wechsel der Perspektive kann auch im herkömmlich bestellten Garten zu mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Unkraut führen: Unkräuter haben verschiedene nützliche Wirkungen, sie ernähren Mikroorganismen und erhalten so das Bodenleben gesund, lockern den Boden auf und befördern Nährstoffe aus der Tiefe an die Oberfläche, sie regulieren die Bodenerosion, steuern ihre Gene zur Erhaltung der Artenvielfalt bei und ernähren Vögel und nützliche Insekten.

Diese Hausmittel gibt es, um das Pflanzenwachstum im Garten in geordnete Bahnen zu lenken:

  • Unkraut jäten ist nach wie vor ein bewährter und nutzbringender Klassiker
  • Schlaue Gärtner deuten das Jäten zu Sport um und sparen sich den Besuch im Fitnessstudio
  • Schnell wachsende Unkräuter sind nicht fest im Boden verankert, sie lassen sich prima jäten
  • Einer übermäßigen Ausbreitung von Samenunkräutern kann durch Wegschneiden der Knospen vor Samenreife vorgebeugt werden
  • Wurzelunkräuter breiten sich nicht aus, wenn sie in den Müll anstatt auf den Kompost geschmissen werden
  • Massenbewuchs in bestimmten Bereichen wird durch Bodenpflege entgegengetreten

Jäten ist längst nicht so anstrengend, wenn Sie es zur richtigen Zeit durchführen: Warten Sie einen kräftigen Regenguss ab, der die Erde richtig gut durchfeuchtet – einige Stunden danach lassen sich die meisten Pflanzen sehr leicht herausziehen, weil die Erde durch den Regen weich und locker geworden ist.

Hausmittel gegen störende Pflanzen auf Wegen und Pflasterflächen

Hier gibt es noch ein paar Geheimtipps gegen Unkraut, die auf Beetflächen nicht gut einsetzbar sind:

  • Sie können mit Hitze gegen die „Biomasse“ vorgehen:
  • Kochendes Wasser macht zarterem Kraut in Pflasterspalten den Garaus
  • Kräftige Pflanzennaturen können Sie mit einem Flammenwerfer (Leihe im Baumarkt) töten
  • Ein Fugenkratzer kratz Unkraut aus Spalten, wenn Ihr Werkzeugschrank es hergibt, sogar elektrisch
  • Alternative für Nicht-Heimwerker: Ein Messer oder ein Besen mit robusten Borsten

Die mechanischen Methoden sind auf jeden Fall vorzuziehen, weil sie im Gegensatz zu kochendem Wasser oder Flammen Kleinstlebewesen eine Überlebenschance lassen.

Häufig gestellte Fragen

Im Internet sind noch viele weitere Hausmittel gegen Unkraut zu finden, was ist mit denen? Die fehlen in diesem Artikel schon ganz bewusst – gesundes Misstrauen ist hier meist mehr als angebracht. Gegen Salzsäure im Garten ist jedes käufliche Pflanzenschutzmittel vergleichsweise harmlos – Salzsäure ist ein hochgefährlicher Stoff, der schlimme Verätzungen der Hornhaut und der Haut verursachen kann und die Lunge schädigt, wenn Sie die Dämpfe einatmen. Kupfersulfat (gegen Moos im Rasen) ist für lebende Organismen hochgiftig, es wird als wassergefährdendes Salz (!) in die Wassergefährdungsklasse 2 eingestuft. Schon das Begießen mit ausreichenden Mengen von kochendem Wasser oder das Abflammen sind vom Energie- und Zeitaufwand her betrachtet eher grenzwertig, mechanische Unkrautvernichtung ist und bleibt das Hausmittel Nr. 1

Von der Industrie werden doch auch sanfte Unkrautvernichter angeboten, warum brauche ich dann Hausmittel?Es stimmt schon, dass Sie auf Mengen von Suchergebnissen stoßen, wenn Sie nach sanften Unkrautvernichtern suchen. Wo „sanft“ draufsteht, ist aber nicht „sanft“ drin, bestenfalls die gerade als gefährlich beschriebene Essigsäure, häufig geht es um noch giftigere Substanzen wie Pelargonsäure, die bei Kontakt ernste Augenschäden verursachen kann. Zu dem gerne als harmlos dargestellten Herbizid Roundup, dem weltweit meistverkauften Unkrautvernichter, ist im April 2014 eine neue Studie veröffentlicht worden, nachdem das Mittel einen giftigen, das Gehirn schädigenden Cocktail enthält. Diese Studie ist die Bestätigung einer bereits 2012 zum gleichen Ergebnis gekommenen Studie, verboten ist das Mittel allerdings immer noch nicht. Der Bürger muss sich selbst schützen.

Wie bekomme ich Moos und Unkraut sanft aus dem Rasen?In den meisten Fällen lautet die Antwort: Ersetzen Sie die – durch ständiges Vertikutieren laufend im Wurzelgeflecht zerstörte, durch falschen pH-Wert des Bodens oder zu viel Beschattung und Feuchtigkeit chancenlos um Überleben kämpfende – Ansammlung von Graspflanzen durch einen Rasen, der diesen Namen verdient. Einen Rasen in einer geeigneten und nicht zu schattigen oder zu feuchten Lage, der ein tiefes, ineinander verflochtenes Wurzelgeflecht entwickeln darf und sich aus Gräsern zusammensetzt, die den Standort mögen, dann werden die Gräser wachsen und Moos und Unkraut keinen Raum mehr bieten.

Kurzer Steckbrief

  • es hilft nichts: die sanfteste Unkrautvernichtung ist Ausreißen per Hand
  • es gibt noch einige andere sinnvolle Hausmittel gegen Unkraut
  • Essig und Salz gehören nicht dazu
  • Sie sind ohne Gefährdung der Umgebung nur selten einsetzbar
  • Der Einsatz von Essig und Salz im Haus- und Kleingarten ist deshalb meist verboten und mit Geldbußen bis zu EUR 50.000,00 bedroht
  • Besser: Handarbeit, Kratzen, Jäten und Schaben
  • Oder Anfreunden mit dem Unkraut. Das kann zu einem naturnahen Garten und zu neuen Geschmackserlebnissen führen

Quelle: Gartenlexikon.de

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